Seit 2017 dürfen Ärzt:innen in Deutschland medizinisches Cannabis verschreiben – unter bestimmten Voraussetzungen und oft nur mit Genehmigung der Krankenkasse. Für viele Patient:innen ist die Kostenübernahme entscheidend, denn die Therapie kann schnell mehrere Hundert Euro pro Monat kosten. Hier erfährst du, wann die Krankenkasse zahlt, wie der Antrag funktioniert und welche Fallstricke es gibt.
Key Takeaways
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- Cannabis Kostenübernahme ist seit 2017 gesetzlich möglich
- Die Krankenkasse zahlt nur bei schweren Erkrankungen und fehlenden Therapiealternativen
- Ein Antrag mit ärztlicher Begründung ist Pflicht (Ausnahmen für bestimmte Fachärzt:innen)
- Ablehnungen sind möglich, Widerspruch lohnt sich oft
- Unterschiede zwischen GKV und PKV sind groß
Bedeutung der Kostenübernahme für Patient:innen
Ohne Kostenübernahme bleiben die Ausgaben für medizinisches Cannabis oft an den Betroffenen hängen. Je nach Therapieform (Blüten, Extrakte, Fertigarzneimittel) liegen die Kosten zwischen 200 € und 1.000 € monatlich. Für viele ist das schlicht nicht tragbar – weshalb der Weg über die Krankenkasse meist alternativlos ist.
Was bedeutet „Cannabis Kostenübernahme“?
Definition
Unter Cannabis Kostenübernahme versteht man die vollständige oder teilweise Übernahme der Kosten für medizinisches Cannabis durch eine Krankenkasse. Das betrifft Cannabisblüten, Extrakte sowie bestimmte Arzneimittel wie Dronabinol oder Sativex.
Unterschied zwischen gesetzlicher (GKV) und privater Krankenversicherung
- GKV: Klare gesetzliche Vorgaben (§ 31 Abs. 6 SGB V), Anspruch nur bei strengen Voraussetzungen.
- PKV: Keine einheitliche Regelung – hängt vom individuellen Tarif ab. Oft höhere Genehmigungschancen, aber nicht garantiert.
Rechtliche Grundlage
Die wichtigste Vorschrift ist § 31 Abs. 6 SGB V. Sie regelt:
- Anspruch auf Versorgung mit medizinischem Cannabis bei schweren Erkrankungen
- Genehmigungspflicht durch die Krankenkasse (Ausnahmen bei bestimmten Fachrichtungen)
- Vorrang für zugelassene Fertigarzneimittel vor Cannabisblüten
Voraussetzungen laut Gesetz
Damit die Krankenkasse zahlt, müssen:
- Eine schwere Erkrankung vorliegen
- Keine anerkannte, zumutbare Standardtherapie verfügbar sein
- Aussicht auf eine spürbare Wirkung (Verbesserung von Symptomen oder Krankheitsverlauf) bestehen
Wann übernimmt die Krankenkasse Cannabis?
Medizinische Indikationen
Häufige Gründe für eine Genehmigung sind:
- Chronische Schmerzen
- Multiple Sklerose (MS)
- Epilepsie
- Spastiken
- Übelkeit und Erbrechen bei Chemotherapie
Ausschlusskriterien
- Vorhandene, wirksame Standardtherapien
- Fehlende medizinische Begründung
- Unvollständiger Antrag
Rolle des MDK (Medizinischer Dienst)
Der MDK prüft viele Anträge im Auftrag der Krankenkasse. Er beurteilt:
- Ob die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt sind
- Ob der ärztliche Antrag ausreichend begründet ist
- Ob die geplante Therapie medizinisch sinnvoll erscheint
Welche Krankenkassen übernehmen Cannabis?
AOK Cannabis Kostenübernahme
Die AOK zahlt, wenn alle gesetzlichen Bedingungen erfüllt sind. Besonders häufig wird hier der „Antrag Kostenübernahme Cannabisblüten AOK“ gestellt – inklusive ärztlicher Begründung und ggf. Zusatzdokumenten.
Techniker Krankenkasse (TK)
Die TK folgt denselben Grundsätzen wie die AOK, achtet aber stark auf formale Vollständigkeit des Antrags.
IKK Cannabis Kostenübernahme
Die IKK prüft ähnlich wie AOK und TK, die Genehmigungsquote ist jedoch etwas geringer.
Unterschiede zwischen den Kassen
Einige Kassen setzen interne Leitlinien strenger um, andere akzeptieren schneller individuelle ärztliche Einschätzungen.
Der Antrag auf Kostenübernahme – Schritt für Schritt
- Ärztliche Beratung und Entscheidung für eine Cannabis-Therapie
- Ärzt:in füllt Antragsformular nach § 31 Abs. 6 SGB V aus
- Patient:in reicht Antrag inkl. Begründung bei der Krankenkasse ein
- Prüfung durch Krankenkasse / MDK
- Genehmigung oder Ablehnung (mit Begründung)
Antrag Kostenübernahme Cannabisblüten
Besonders bei Blüten verlangen viele Kassen eine detaillierte Begründung:
- Warum kein Fertigarzneimittel möglich ist
- Welche Therapien bisher erfolglos waren
- Erwartete Wirkung
Notwendige Unterlagen & ärztliche Begründung
- Ärztlicher Bericht mit Diagnose und Therapiehistorie
- Erklärung, warum andere Behandlungen nicht infrage kommen
- Geplanter Verlauf der Cannabis-Therapie
Musterformulare & Fristen
- Musteranträge findest du z. B. bei der AOK oder dem Medizinischen Dienst
- Frist: 3 Tage (Palliativfälle) bis max. 4 Wochen
- Bei Fristüberschreitung gilt der Antrag als genehmigt
Tipps für eine erfolgreiche Genehmigung
Wenn du die Kostenübernahme für medizinisches Cannabis beantragen möchtest, solltest du unbedingt darauf achten, dass dein Antrag vollständig und formal korrekt ist. Das bedeutet, dass alle erforderlichen Unterlagen – vom ärztlichen Bericht bis zu den bisherigen Therapieprotokollen – lückenlos beigefügt werden. Die ärztliche Begründung sollte klar, verständlich und nachvollziehbar darlegen, warum gerade eine Cannabis-Therapie in deinem Fall medizinisch sinnvoll ist und andere Behandlungen nicht den gewünschten Erfolg gebracht haben.
Falls die Krankenkasse deinen Antrag ablehnt, solltest du dich davon nicht entmutigen lassen. Lege innerhalb der Frist Widerspruch ein und prüfe, ob du juristische Unterstützung in Anspruch nehmen kannst. Eine detaillierte Dokumentation aller bisherigen Therapieversuche kann dabei den Unterschied machen.
Was tun bei Ablehnung?
Eine Ablehnung der Kostenübernahme ist leider keine Seltenheit. Häufige Gründe sind fehlende medizinische Voraussetzungen, unvollständige Anträge oder die Einschätzung, dass noch andere Therapieoptionen bestehen. Sollte es dazu kommen, hast du das Recht, Widerspruch einzulegen. Dieser sollte gut begründet sein und möglichst durch zusätzliche ärztliche Stellungnahmen gestützt werden.
Darüber hinaus gibt es Patientenorganisationen, die dich im gesamten Verfahren unterstützen können. Sie bieten nicht nur rechtliche Beratung, sondern oft auch Vorlagen und Erfahrungsberichte anderer Betroffener. So erhöhst du deine Chancen, im zweiten Anlauf doch noch eine Genehmigung zu erhalten.
Kosten ohne Kostenübernahme
Ohne die Unterstützung der Krankenkasse können die Kosten für medizinisches Cannabis schnell zu einer erheblichen finanziellen Belastung werden. Der Preis pro Gramm in der Apotheke liegt meist zwischen 8 und 25 Euro – abhängig von Sorte, Qualität und Hersteller. Bei einer Standarddosierung von etwa 1 bis 3 Gramm pro Tag summieren sich die monatlichen Ausgaben schnell auf 300 bis 900 Euro.
Privatversicherte können je nach Vertrag besser gestellt sein, sollten aber genau prüfen, ob Cannabis in ihrem Tarif als erstattungsfähiges Arzneimittel aufgeführt ist. Für gesetzlich Versicherte ohne Genehmigung bleibt nur die Selbstzahlung, was langfristig für viele nicht realisierbar ist.
Sonderfälle
Es gibt einige Besonderheiten, die in der Diskussion um die Kostenübernahme oft übersehen werden. So kann beispielsweise auch die Übernahme von CBD-Produkten beantragt werden – allerdings nur, wenn diese medizinisch notwendig sind und ein klarer therapeutischer Nutzen nachgewiesen wird. Auch Cannabinoide, die nicht aus Cannabisblüten gewonnen werden, wie etwa Nabilon, können in bestimmten Fällen von der Krankenkasse übernommen werden.
Bei seltenen Indikationen wie seltenen neurologischen Erkrankungen oder speziellen Schmerzsyndromen hängt die Entscheidung stark von der individuellen ärztlichen Begründung und der Offenheit der Krankenkasse ab. Hier lohnt es sich besonders, den Antrag sehr ausführlich und fundiert zu gestalten.
Fazit – Dein Weg zur Kostenübernahme
Die Kostenübernahme für medizinisches Cannabis kann ein entscheidender Schritt zu einer wirksamen und bezahlbaren Therapie sein. Der Weg dorthin ist oft nicht einfach, doch mit einer vollständigen Antragstellung, einer fundierten ärztlichen Begründung und der Bereitschaft, bei Ablehnung in Widerspruch zu gehen, steigen deine Chancen erheblich.
Kenne deine Rechte, nutze vorhandene Unterstützungsangebote und bleib hartnäckig – denn eine genehmigte Cannabis-Therapie kann nicht nur deine Symptome lindern, sondern auch deine Lebensqualität nachhaltig verbessern.
FAQ – Häufige Fragen
„Wie beantrage ich Kostenübernahme für Cannabis?“
Sprich zunächst mit deiner Ärztin oder deinem Arzt. Wenn sie oder er eine Cannabis-Therapie für sinnvoll hält, wird gemeinsam ein Antrag erstellt, der bei der Krankenkasse eingereicht wird.
„Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen?“
Es muss eine schwere Erkrankung vorliegen, für die keine wirksame Standardtherapie verfügbar ist, und es muss Aussicht auf eine spürbare Verbesserung bestehen.
„Wie lange dauert die Genehmigung?“
Die Bearbeitungsfrist liegt in der Regel bei zwei Wochen. Bei Palliativversorgung muss die Entscheidung innerhalb von drei Tagen fallen. Wird der Medizinische Dienst eingeschaltet, kann es bis zu vier Wochen dauern.
„Zahlt die Krankenkasse auch Zubehör (z. B. Vaporizer)?“
In den meisten Fällen übernehmen Krankenkassen das Zubehör nicht, es sei denn, es wird als medizinisch notwendig eingestuft und entsprechend begründet.
Quellen
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- Bundesministerium für Gesundheit – Gesetz zur Änderung betäubungsmittelrechtlicher und anderer Vorschriften (2017)
- Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA) – Richtlinien zur Verordnung von Cannabis
- AOK – offizielle Informationsseiten zur Kostenübernahme
- Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. – Patienteninformationen zu Cannabinoiden

