Seit der Freigabe von medizinischem Cannabis in Deutschland 2017 fragen sich immer mehr Patient:innen: Wie bekomme ich eigentlich Cannabis auf Rezept? Gerade bei chronischen Schmerzen, neurologischen Erkrankungen oder anderen schwerwiegenden Erkrankungen ist die Hoffnung auf eine neue Therapie groß. Doch wie funktioniert die Behandlung mit Cannabis? Wie läuft die Verordnung ab und worauf musst du achten, wenn du Cannabis-Patient werden möchtest?
Hier findest du Antworten auf alle wichtigen Fragen – von den Voraussetzungen für ein Cannabis-Rezept, über die Suche nach einem passenden Arzt oder einer Ärztin, bis zum Antrag bei der Krankenkasse und der Bestellung deines Produkts in der Apotheke.
Key Takeaways
- Cannabis auf Rezept ist in Deutschland seit 2017 legal, wenn eine schwerwiegende Erkrankung vorliegt und andere Therapien nicht ausreichend wirken.
- Die Verordnung kann von bestimmten Ärzten und Ärztinnen ausgestellt werden – oft nach Vorlage von Befunden und erfolglosen Vorbehandlungen.
- Für eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse ist ein formaler Antrag notwendig, der genehmigt werden muss.
- Neben klassischen Praxisbesuchen sind heute auch Telemedizin-Angebote und digitale Plattformen verfügbar, die den Prozess beschleunigen.
- Verschrieben werden je nach Bedarf unterschiedliche Produkte wie Cannabisblüten, Öle oder Extrakte mit variierendem THC-Gehalt.
- Die Preise liegen ohne Kostenübernahme meist zwischen 15 € und 25 € pro Gramm; mit Genehmigung fallen nur Zuzahlungen an.
- Nach Erhalt des Rezepts kann die Bestellung in einer spezialisierten Apotheke erfolgen – nicht alle Apotheken führen medizinisches Cannabis.
Wer kann in Deutschland Cannabis auf Rezept bekommen?
Zuerst die zentrale Frage: Wer bekommt in Deutschland ein Cannabis auf Rezept?
Die ärztliche Verordnung von medizinischem Cannabis ist grundsätzlich möglich, wenn
- du an einer schwerwiegenden Erkrankung leidest (z. B. chronische Schmerzen, MS, Krebs, bestimmte neurologische Störungen, Tourette-Syndrom, Epilepsie oder psychische Erkrankungen),
- andere, herkömmliche Therapien und Behandlungen nicht ausreichend wirken oder starke Nebenwirkungen verursachen,
- und dein Arzt bzw. deine Ärztin überzeugt ist, dass dir medizinisches Cannabis helfen kann.
Das bedeutet: Ein Cannabis-Rezept ist keine Standardbehandlung, sondern eine individuelle Therapieoption. Ob du ein medizinisches Cannabis-Rezept bekommst, entscheidet immer der behandelnde Arzt nach eingehender Prüfung.
Voraussetzungen für Cannabis auf Rezept
Damit du Cannabis auf Rezept bekommen kannst, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein:
- Schwerwiegende Erkrankung: Wie oben beschrieben reicht Unwohlsein nicht aus.
- Vorbehandlung: Du solltest bereits verschiedene Therapien und Behandlungen versucht haben.
- Dokumentation: Es hilft, wenn du deinem Arzt Berichte, Medikamentenlisten oder Atteste zu deinen bisherigen Behandlungen vorlegen kannst.
Tipp: Viele Plattformen bieten vorab Fragebögen an, um zu prüfen, ob eine Behandlung mit medizinischem Cannabis für dich in Frage kommt. Nutze diese Fragebögen, um dich auf das Gespräch mit deinem Arzt oder deiner Ärztin vorzubereiten!
Wie findest du einen Arzt oder eine Ärztin für Cannabis auf Rezept?
Nicht jede Praxis stellt automatisch ein Cannabis-Rezept aus. Viele Hausärzte sind zurückhaltend oder haben wenig Erfahrung mit der Verordnung von medizinischem Cannabis. Hier helfen moderne Plattformen und Telemedizin-Angebote weiter:
- Online-Plattformen: Es gibt inzwischen digitale Plattformen, auf denen du dich informieren und direkt einen Termin für eine Telemedizin-Sprechstunde vereinbaren kannst.
- Telemedizin: Über Video-Call oder digitale Sprechstunde kannst du mit spezialisierten Ärzten sprechen, deine Therapie besprechen und, falls geeignet, ein Cannabis-Rezept erhalten.
Cannabis auf Rezept beantragen: Der Ablauf
Der Ablauf, wie du Cannabis auf Rezept bekommst, sieht meist so aus:
- Fragebögen & Erstgespräch:
Viele Anbieter lassen dich online einen Fragebogen ausfüllen, um deine Vorgeschichte und Beschwerden zu erfassen. - Telemedizin oder Praxisbesuch:
Es folgt das Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt – entweder vor Ort oder per Telemedizin. Dort besprichst du die Erfolgsaussichten einer Behandlung mit THC-haltigen Produkten. - Antrag an die Krankenkasse:
Dein Arzt erstellt eine Verordnung und einen Antrag auf Kostenübernahme für die Krankenkasse. - Genehmigung oder Ablehnung:
Die Krankenkasse prüft, ob sie die Kosten übernimmt. Wird der Antrag abgelehnt, kannst du Widerspruch einlegen. - Rezeptausstellung & Apotheke:
Mit einem gültigen Rezept gehst du in eine Apotheke, die medizinisches Cannabis führt. Die Bestellung erfolgt oft über spezialisierte Apotheken.
Welche Produkte gibt es? Was kostet die Behandlung?
Je nach Diagnose verschreiben Ärzte unterschiedliche Cannabis-Produkte – z. B. Cannabisblüten, Extrakte oder Öle mit unterschiedlich hohem THC-Gehalt. Das genaue Produkt wird individuell auf deine Erkrankung und Symptome abgestimmt.
Die Preise für medizinisches Cannabis variieren je nach Sorte und Dosierung (meist 15–25 € pro Gramm). Mit genehmigter Kostenübernahme zahlst du nur die gesetzliche Zuzahlung. Ohne Übernahme musst du die gesamte Bestellung selbst bezahlen.
Ist ein Cannabis-Rezept in Deutschland legal?
Ja, ein ärztlich verschriebenes Cannabis auf Rezept ist in Deutschland vollkommen legal. Die Verordnung erfolgt als Betäubungsmittelrezept und muss von einer autorisierten Ärztin oder einem Arzt ausgestellt werden. Der Besitz und Gebrauch ist nur im Rahmen dieser Therapie erlaubt.
Achtung: THC kann im Blut nachgewiesen werden. Nach der Einnahme solltest du besonders im Straßenverkehr vorsichtig sein, da die Regeln für Patient:innen mit ärztlicher Verordnung anders sind als für Freizeitkonsum.
Wie wirst du Cannabis-Patient?
Der Weg zum Cannabis-Patient führt meist über:
- eine Online-Plattform oder spezialisierte Praxis
- das Ausfüllen von Fragebögen zur medizinischen Vorgeschichte
- die Beratung durch einen Arzt per Telemedizin oder vor Ort
- die ärztliche Verordnung eines passenden Produkts
Bleibe immer ehrlich bei Angaben im Fragebogen und Gespräch!
Fazit: Dein Weg zum Rezept
Cannabis auf Rezept bietet neuen Spielraum in der Therapie schwerer Erkrankungen. Nutze digitale Plattformen, fülle die nötigen Fragebögen sorgfältig aus und informiere dich über die besten Wege – ob klassisch beim Arzt oder per Telemedizin. Mit der passenden Verordnung und dem richtigen Produkt kannst du legal und sicher von den Vorteilen des medizinischen Cannabis in Deutschland profitieren.
Tipp: Bleib in engem Kontakt mit Arzt/Ärztin und der Krankenkasse – dann steht deiner erfolgreichen Behandlung nichts mehr im Weg!
FAQ zu Cannabis auf Rezept
Wie läuft die Bestellung ab?
Nach Ausstellung des Rezepts kannst du das Produkt in einer spezialisierten Apotheke abholen oder online bestellen.
Welche Krankheiten werden anerkannt?
Anerkannte Indikationen sind u. a. chronische Schmerzen, Multiple Sklerose, Epilepsie, bestimmte Krebsarten, Tourette, u.a. – im Zweifel hilft die Beratung auf der Plattform oder direkt beim Arzt.
Wie lange dauert die Kostenübernahme durch die Krankenkasse?
Oft 2–6 Wochen – je nach Krankenkasse und Antrag.
Was ist der Unterschied zwischen Arzt und Ärztin?
Beide dürfen die Verordnung ausstellen, sofern sie dafür zugelassen sind.
Welche Rolle spielt THC?
Je nach Erkrankung und Symptomatik werden Produkte mit unterschiedlichem THC-Gehalt gewählt.
Quellen:
- https://www.bundesgesundheitsministerium.de/ministerium/meldungen/2017/maerz/cannabis-als-medizin-inkrafttreten.html
- https://www.aerzteblatt.de/search/result/7b0af6df-0e4f-42cb-81c9-da327ff1120d?q=cannabis
- https://www.kbv.de/praxis/verordnungen/arzneimittel/cannabis
- https://www.apotheken-umschau.de/medikamente/wirkstoffe/medizinisches-cannabis-gilt-nicht-mehr-als-betaeubungsmittel-was-sich-aendert-1090531.html
- https://www.schmerzgesellschaft.de/topnavi/news-presse/pressemeldungen/pressemeldung-einzelansicht?tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Bnews%5D=262&cHash=188cce00d2ad8d2820645511ce22ccd4